Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Johannesevangelium und Synagogengottesdienst – eine Beobachtung

Johannesevangelium und Synagogengottesdienst – eine Beobachtung Reim, Johannesevangelium und Synagogengottesdienst 1 01 A. Spijkerman, Coins mentioned in the New Testament = Studii Biblici Franciscani Liber Annuus VI, 1955-1956, Jerusalem 1956, 279--298. Ethelbert Stauffer, Christus und die Caesaren, Stuttgart o. J. Hildesheim, 14. 6. 1982 Nicolaus Heutger. ln Joh 9 liegt uns eine vom Evangelisten überarbeitete Wundergeschichte aus der Tradition vor. Zur Überarbeitung gehört auch: «Solange ich in der Weit bin, bin ich das Licht der Weit» (9,5). Diese Aussage ist eine Anspielung auf Jes 42,6, wo der Knecht Gottes als «Licht der Heiden» die Aufgabe hat, die Augen der Blinden zu öffnen. Aus dem Kontext dieser Stelle stammt auch die Bezeichnung Jesu als «Auserwählter Gottes» in Joh 1 ,33. Vom Targum wird der ganze Abschnitt Jes 42, 1ff als messianisch gekennzeichnet: «Siehe, mein Knecht, der Messias .. ·"· Der Evangelist Johannes stellt Jesus also auf dem Hintergrund der Geschichte einer Blindenheilung aus der Tradition als den von Jesaja prophezeiten Messias dar. Darüberhinaus sieht er die Heilung im Kon­ text der Weltgeschichte, wenn er den Geheilten sagen läßt: «Von Ewigkeit her hat man nicht gehört, daß jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.» Man kann also bis zum Anfang der Weit zurückgehen, ja, bis in die Ewigkeit, ohne daß für die Zwischenzeit die Heilung eines Blindgeborenen berichtet werden könnte. Diese von einem Nichttheologen gemachte Bemer­ kung vor theologisch hochgebildetem Auditorium - «wir aber sind Jünger des Mose» (Joh 9,28) - ist von großer Bedeutung. Der Lesungszyklus für die Syn­ agoge beginnt ja mit Gen 1,1, der Lesung vom Anfang, und dieser Lesung zur Seite steht als Lesung aus den Propheten Jes 42,6--22 vom Knecht, dem Blindenheiler, von dem, der wenige Verse vorher als «Messias» vom Tg be­ zeichnet worden ist. Wochenabschnitt und Prophetenabschnitt werden also von Jesus erfüllt. Nicht irgendein Wochenabschnitt jedoch, sondern der allererste im Lesungsjahr, das man an einem besonderen Tage beginnt: am letzten Tag des Laubhüttenfestes - exakt der Tag also, an dem Jesus den Blindgeborenen heilt, «der letzte Tag des Festes, welcher der größte war» (Joh 7,37). Während die Priester an diesem Tage Wasser aus der Siloah-Quelle schöpfen, wäscht sich der Blindgeborene seine Augen in dem Siloah, der «gesandt» heißt. Er kommt zu Jesus, der ausgerufen hatte: ••Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!,, Das jüdische Lesungsjahr hatte aufgehört mit der Lesung von Dtn 33,1- 34,12. Wenn sich die jüdischen Gesprächspartner des Blindgeborenen als ••Jünger des Mose•• 13ezeichnen, fühlen sie sich in Übereinstimmung mit Dtn 33,3: ••Sie werden sich setzen zu deinen Füßen und werden lernen von dei­ ••Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat••, nen Worten••. Wenn sie sagen: fühlen sie sich in Übereinstimmung mit Dtn. 34,10: ••Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht ... ••. Der Blindgeborene aber beurteilt Jesus als ••Prophet•• (Joh 9, 17), kommt dann zum Glauben an den <<Menschensohn•• (9,38) und vollzieht 49,1 0) - mit dem die dem Schi la/Gesandten gebührende Proskynese (Gen neuen Lesungsjahr beginnt das entscheidend Neue! Erlangen, 13. 7. 1982 Günter Reim. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Biblische Zeitschrift Brill

Johannesevangelium und Synagogengottesdienst – eine Beobachtung

Biblische Zeitschrift , Volume 27 (1): 1 – Sep 8, 1983

Loading next page...
 
/lp/brill/johannesevangelium-und-synagogengottesdienst-eine-beobachtung-nLIHHChooo
Publisher
Brill
Copyright
Copyright © Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0006-2014
eISSN
2589-0468
DOI
10.30965/25890468-02701008
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Reim, Johannesevangelium und Synagogengottesdienst 1 01 A. Spijkerman, Coins mentioned in the New Testament = Studii Biblici Franciscani Liber Annuus VI, 1955-1956, Jerusalem 1956, 279--298. Ethelbert Stauffer, Christus und die Caesaren, Stuttgart o. J. Hildesheim, 14. 6. 1982 Nicolaus Heutger. ln Joh 9 liegt uns eine vom Evangelisten überarbeitete Wundergeschichte aus der Tradition vor. Zur Überarbeitung gehört auch: «Solange ich in der Weit bin, bin ich das Licht der Weit» (9,5). Diese Aussage ist eine Anspielung auf Jes 42,6, wo der Knecht Gottes als «Licht der Heiden» die Aufgabe hat, die Augen der Blinden zu öffnen. Aus dem Kontext dieser Stelle stammt auch die Bezeichnung Jesu als «Auserwählter Gottes» in Joh 1 ,33. Vom Targum wird der ganze Abschnitt Jes 42, 1ff als messianisch gekennzeichnet: «Siehe, mein Knecht, der Messias .. ·"· Der Evangelist Johannes stellt Jesus also auf dem Hintergrund der Geschichte einer Blindenheilung aus der Tradition als den von Jesaja prophezeiten Messias dar. Darüberhinaus sieht er die Heilung im Kon­ text der Weltgeschichte, wenn er den Geheilten sagen läßt: «Von Ewigkeit her hat man nicht gehört, daß jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.» Man kann also bis zum Anfang der Weit zurückgehen, ja, bis in die Ewigkeit, ohne daß für die Zwischenzeit die Heilung eines Blindgeborenen berichtet werden könnte. Diese von einem Nichttheologen gemachte Bemer­ kung vor theologisch hochgebildetem Auditorium - «wir aber sind Jünger des Mose» (Joh 9,28) - ist von großer Bedeutung. Der Lesungszyklus für die Syn­ agoge beginnt ja mit Gen 1,1, der Lesung vom Anfang, und dieser Lesung zur Seite steht als Lesung aus den Propheten Jes 42,6--22 vom Knecht, dem Blindenheiler, von dem, der wenige Verse vorher als «Messias» vom Tg be­ zeichnet worden ist. Wochenabschnitt und Prophetenabschnitt werden also von Jesus erfüllt. Nicht irgendein Wochenabschnitt jedoch, sondern der allererste im Lesungsjahr, das man an einem besonderen Tage beginnt: am letzten Tag des Laubhüttenfestes - exakt der Tag also, an dem Jesus den Blindgeborenen heilt, «der letzte Tag des Festes, welcher der größte war» (Joh 7,37). Während die Priester an diesem Tage Wasser aus der Siloah-Quelle schöpfen, wäscht sich der Blindgeborene seine Augen in dem Siloah, der «gesandt» heißt. Er kommt zu Jesus, der ausgerufen hatte: ••Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!,, Das jüdische Lesungsjahr hatte aufgehört mit der Lesung von Dtn 33,1- 34,12. Wenn sich die jüdischen Gesprächspartner des Blindgeborenen als ••Jünger des Mose•• 13ezeichnen, fühlen sie sich in Übereinstimmung mit Dtn 33,3: ••Sie werden sich setzen zu deinen Füßen und werden lernen von dei­ ••Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat••, nen Worten••. Wenn sie sagen: fühlen sie sich in Übereinstimmung mit Dtn. 34,10: ••Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht ... ••. Der Blindgeborene aber beurteilt Jesus als ••Prophet•• (Joh 9, 17), kommt dann zum Glauben an den <<Menschensohn•• (9,38) und vollzieht 49,1 0) - mit dem die dem Schi la/Gesandten gebührende Proskynese (Gen neuen Lesungsjahr beginnt das entscheidend Neue! Erlangen, 13. 7. 1982 Günter Reim.

Journal

Biblische ZeitschriftBrill

Published: Sep 8, 1983

There are no references for this article.