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Wenn ein Auto früher auf dem Schrottplatz landete, dann weil es Schrott war. Es war alt und verrostet oder durch einen Unfall stark beschädigt. Diejenigen Teile, die nicht so mitgenommen waren, konnten noch in den Ersatzteilhandel wandern. Wenn ein Auto weder verrostet noch stark beschädigt war, so hatte es Chancen, sich zu einem Oldtimer zu entwickeln – gute Wartung und Pflege vorausgesetzt. Viele Fahrzeuge aus den 1970er, 1980er und 1990er Jahren werden diese Chance nicht erhalten. Äußerlich noch gut in Schuss sind selbst die teuersten Vehikel nicht mehr fahrtüchtig, weil die eingebaute Elektronik versagt. Die in den Autos zunehmend verbauten Sensoren, Steuergeräte und Computer altern schneller als die Karosserie, die kostenträchtigen Extras geben ihren Geist auf, bevor die Mechanik rostet. Sich solch einen Youngtimer zu kaufen, kann zu einem kostspieligen Risiko werden, denn es ist schwierig, Ersatzteile aufzutreiben, oder die Funktionsweise der Elektronikkomponenten zu verstehen. Für die Werkstätten lohnt es sich nicht, seltene Steuergeräte aufzutreiben oder stundenlang auf Fehlersuche zu gehen.Die Interessensvertretung der Oldtimer-Besitzer DEUVET fordert daher von Automobilherstellern und Politik grundsätzliche Lösungen für das Elektronikproblem. Quellcodes, Soft- und Hardware sollen künftig archiviert werden. Aus diesem Aufgabenfeld könnten sich Berufe wie der des „Digitalen Archivars“ oder des „Digitalen Restaurators“ ergeben. Elektronik-Experten sind da skeptisch, denn für eine normale Werkstatt lohnt sich der Aufwand nicht, niemand will sich auf den Elektronikbereich spezialisieren.Der Appell der DEUVET erinnert an die seit Jahren geforderte Entwicklung von Studien- und Ausbildungsgängen für Data Librarians oder Datenkuratoren. Für den Automobilbereich klingt die Forderung nach Daten-, Soft- und Hardwarearchivierung revolutionär. Den Bibliotheken ist sie vertraut. Die Entwicklung verläuft jedoch schleppend. Ausbildungsgänge für Data Librarians werden – von Workshops und Summer Schools einmal abgesehen – nicht angeboten. Die Archivierung von Forschungsdaten findet nur punktuell statt, die Nachnutzung von Forschungsdaten wird wenig praktiziert. Derzeit findet eine Entwicklung von generischen institutionellen Repositorien hin zu stärker fach- und projektspezifischen Diensten statt. Übertragen auf die automobile Welt heißt das, dass die „digitalen Archivare“ nicht nur Software oder Steuergeräte archivieren und das stillgelegte Fahrzeug wieder in Gang setzen, sondern dass sie die Oldtimer anschließend sogar selbst fahren. Zumindest die Strecke bis zum Kunden, der das Fahrzeug dann übernimmt. Aufgabenbereiche von Data Librarian, Data Analyst und Data Scientist waren von Anfang an schwer voneinander zu trennen und beginnen nun, sich in der Praxis zunehmend zu überlagern. Es stellt sich die spannende Frage, welcher der drei Berufe übrigbleiben und wer ihn in Zukunft ausüben wird.Konstanze Söllner
ABI Technik – de Gruyter
Published: Apr 25, 2018
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