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Kontrast und Kritik

Kontrast und Kritik Florian Vaßen Georg Weerths Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten literarisches Experiment und politisches Engagement im Kontext von Heinrich Heine und Friedrich Engels 1 Georg Weerths englische Reisebilder ­ ästhetische Moderne und Arbeiterbewegung ,,[S]chickt keinen Poeten nach London!", denn ,,dieses übertriebene London erdrückt die Phantasie und zerreißt das Herz", so hatte Heinrich Heine 1828 in seinen Reisebildern gewarnt. 15 Jahre später macht Georg Weerth zwar ähnliche Erfahrungen, auch er kommt als Poet nach London, aber zugleich ist er Kaufmann und entspricht auch weitgehend Heines Charakterisierung des ,,Philosoph[en]", dem ,,die verborgensten Geheimnisse der gesellschaftlichen Ordnung" ,,offenbar[t]" ,,werden" und der ,,den Pulsschlag der Welt hörbar vernehmen und sichtbar sehen" ,,wird".1 Damit sind die drei wichtigsten Aspekte von Georg Weerths Englandaufenthalt benannt: Poet in der Nachfolge Heinrich Heines, Philosoph, sprich Theoretiker, beeinflusst von Friedrich Engels und schließlich Kaufmann als berufliche Tätigkeit. Für Weerth bedeutet Reisen ­ anders als das romantische Wandern mit seinem Einklang von Natur und Seele ­ reale räumliche Befreiung und die Möglichkeit zu neuen Erfahrungen und einem distanzierten kritischen Blick auf die ,deutsche Misere`. Weder ,biedermeierliche` Raumvertrautheit noch Forscherdrang oder Bildung im Sinne von Goethes Italienischer Reise stehen demnach für Weerth im Zentrum seiner Reiseliteratur, http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Angermion de Gruyter

Kontrast und Kritik

Angermion , Volume 8 (1) – Dec 18, 2015

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2015 by the
ISSN
1438-2091
eISSN
1868-9426
DOI
10.1515/anger-2015-004
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Abstract

Florian Vaßen Georg Weerths Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten literarisches Experiment und politisches Engagement im Kontext von Heinrich Heine und Friedrich Engels 1 Georg Weerths englische Reisebilder ­ ästhetische Moderne und Arbeiterbewegung ,,[S]chickt keinen Poeten nach London!", denn ,,dieses übertriebene London erdrückt die Phantasie und zerreißt das Herz", so hatte Heinrich Heine 1828 in seinen Reisebildern gewarnt. 15 Jahre später macht Georg Weerth zwar ähnliche Erfahrungen, auch er kommt als Poet nach London, aber zugleich ist er Kaufmann und entspricht auch weitgehend Heines Charakterisierung des ,,Philosoph[en]", dem ,,die verborgensten Geheimnisse der gesellschaftlichen Ordnung" ,,offenbar[t]" ,,werden" und der ,,den Pulsschlag der Welt hörbar vernehmen und sichtbar sehen" ,,wird".1 Damit sind die drei wichtigsten Aspekte von Georg Weerths Englandaufenthalt benannt: Poet in der Nachfolge Heinrich Heines, Philosoph, sprich Theoretiker, beeinflusst von Friedrich Engels und schließlich Kaufmann als berufliche Tätigkeit. Für Weerth bedeutet Reisen ­ anders als das romantische Wandern mit seinem Einklang von Natur und Seele ­ reale räumliche Befreiung und die Möglichkeit zu neuen Erfahrungen und einem distanzierten kritischen Blick auf die ,deutsche Misere`. Weder ,biedermeierliche` Raumvertrautheit noch Forscherdrang oder Bildung im Sinne von Goethes Italienischer Reise stehen demnach für Weerth im Zentrum seiner Reiseliteratur,

Journal

Angermionde Gruyter

Published: Dec 18, 2015

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